Dr. Nina Schaller
Als Kind war mein liebster Spielplatz draußen – im Garten, Wald oder am Tümpel – Hauptsache, es gab Tiere. In der Schule war Biologie – natürlich – eines meiner Lieblingsfächer. Nach dem Abitur erfüllte ich mir einen Traum. Ich bereiste Australien und freute mich: zwischen Wallabys, Koalas und Riesenfarnen kam aus Deutschland die Zusage für einen Studienplatz in Bio am damaligen Institut für Zoologie in Heidelberg. Hauptgewinn!
Mein Studium war eine aufregende Zeit: sinnesphysiologische Experimente mit Riesenschaben, meeresbiologische Tauchexkursionen in die Tiefen des Mittelmeers, eine Feldstudie auf die Lemureninsel Madagaskar und vieles mehr. Die Unterwasserwelt hatte mich besonders gepackt, daher beendete ich mein Studium mit einer meeresökologischen Diplomarbeit über Nordsee-Bryozoen (muss man nicht kennen) in Kooperation mit der Sektion Marine Evertebraten am Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main.
Nach Jahren des Lernens wollte ich praktisch arbeiten: in Down Under in einer Aufzuchtstation für verletzte Beuteltiere. So begab ich mich vom Senckenberg weiter zum Zoo Frankfurt und erwarb dort bei einem sechsmonatigen Volontariat als Tierpflegerin praktische Erfahrung im Umgang mit verschiedenstem Getier. Nach zahllosen Begegnungen der ganz besonderen Art landete ich im Afrika-Gehege, wo mich die rasante Straußendame „Babe“ in ihren Bann schlug. Eine schicksalhafte Begegnung, die Jahre später zur Gründung der Tschira-Jugendakademie führen sollte. Doch der Reihe nach. Statt nach Australien zog es mich zurück ans Senckenberg, wo ich in Kooperation mit der Universität Antwerpen, dem Naturhistorischen Museum Wien und dem Royal Ontario Museum in Toronto im Rahmen meines selbstgestrickten Promotionsprojekts die enormen Laufeigenschaften des Straußes erforschte. Meine Studie wäre nie möglich gewesen ohne mein laufstarkes, stets zu Späßen aufgelegtes Team: Zora, Tiffy und Frida – meine fidelen Wissenschaftsstrauße, die seit Ende meiner Promotion 2008 im wohlverdienten Ruhestand sind.
2009 wurde meine Forschung über die Weltrekordler auf Zehenspitzen mit dem Gewinn des KlarText-Preises für Wissenschaftskommunikation gekrönt. Eine der vielen großartigen Möglichkeiten, die die Klaus Tschira Stiftung ihren Preisträgerinnen und Preisträgern bietet, ist es, ein Projekt zur verständlichen Vermittlung von Wissenschaft umsetzen zu können. Was alles dazu führte, dass aus meinem 2010 erstellten Konzept einer „Sommerakademie für junge WissensSchaffer“ die heute etablierte und bestens vernetzte „Tschira-Jugendakademie“ erwachsen konnte. Dank der finanziellen Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung, einem Spitzenteam engagierter, extrem kluger und höchst strapazierbarer Mitstreiterinnen und Mitstreiter und nicht zuletzt den gefiederten Protagonisten meines KlarText!-Artikels, kann ich meinem Traumberuf nachgehen: jungen Menschen die biologischen Wunder dieses einzigartigen Planeten so nahe wie möglich zu bringen und ihrem Forschergeist ordentlich Futter zu geben. Denn sie tragen die immense Verantwortung, die Zukunft unserer Erde – besser als die Menschen vor ihnen – zu gestalten.